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Quo vadis, Bierland Franken?

Das Bierland Franken, seine Erzeugnisse und die Menschen dahinter entwickeln sich stets weiter - ganz nach dem Motto: "Frische Ideen statt Stillstand."

Die Zukunft liegt in der Familie

Eine Besonderheit der fränkischen Bierkultur ist ihr ausgeprägter Familiensinn. Viele der rund 300 Brauereien sind seit langer Zeit im Besitz einer Familie – hier steht oft schon die nächste Generation an Brauerinnen und Brauern in den Startlöchern. Weitergegeben werden in diesem Zuge immer wieder die traditionellen Rezepte für die Brauspezialitäten, die das jeweilige Bier unverwechselbar im Geschmack machen.


Der typisch fränkische Familiensinn für Tradition bedeutet aber keineswegs Stillstand. Jede nachwachsende Generation bringt ihre eigene Note und Erfahrungen mit, die sie im Zuge ihrer Ausbildung, ihrer beruflichen Stationen bei anderen Betrieben oder im Ausland gesammelt hat. Dennoch wurzeln die jungen Brauerinnen und Brauer tief in ihrer Heimat. Zurück am Sudkessel der Familie sorgen sie zum Beispiel dafür, dass die Technik auf dem neuesten Stand bleibt, das Sortiment mit neuen Kreationen ergänzt wird oder sich im Braugasthof Tradition und frisches Ambiente gegenseitig bereichern. In Bamberg etwa haben sich genau solche Betriebe zum „Verein der Bamberger Familienbrauereien“ zusammengeschlossen und zelebrieren unter anderem jedes Jahr am 23. April auf dem Bamberger Maxplatz den "Tag des Bieres" mit verschiedenen Kostbarkeiten aus ihrem Sortiment.

Goikel-Bräu (Lohr am Main)

Starke Biere, starke Ausbildung

Der Nachwuchs im fränkischen Brau-Handwerk wird gefordert und gefördert - und das zahlt sich aus. Egal ob als Auszubildender in einer Brauerei oder als Bieringenieurin mit abgeschlossenem Studium - die nächste Generation ist bestens vorbereitet. Eine der Erfolgsgeschichten: Im "Schwind Bräu" Aschaffenburg wurde Azubi Julian Dirnhofer 2021 zum besten Nachwuchsbrauer Deutschlands gekürt.

Und nicht nur im Brauwesen gibt es verschiedene Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten: Zum Bierland Franken gehören ebenso Hopfenbäuerinnen, Mälzer, Bier-Sommeliere und noch viele Weitere.

Frauen an den Sudkessel!

Die Zeiten, in denen Bierbrauen reine "Männersache" war, sind in Franken schon länger vorbei. Viele junge, begeisterte Brauerinnen stehen inzwischen an den Sudkesseln im Bierland. Genau genommen ist das sogar ein Schritt zurück zur Tradition - war doch Bierbrauen in früheren Jahrhunderten Aufgabe der Hausherrin.

 

Heute bringen die fränkischen Brauerinnen beste Ausbildung und frische Ideen mit in den Betrieb und überzeugen auch als Führungskräfte im Brauwesen. Waren noch vor 20 bis 30 Jahren Brauerinnen die Seltenheit, so hat sich die einstige Männerdomäne mittlerweile gut durchgemischt. So eine „gestandene“ Braumeisterin findet sich zum Beispiel in der Brauerei Drei Kronen in Memmelsdorf. Dort ist Isabella Mereien, Tochter des Hauses, zusammen mit ihrem Mann Markus die Herrin über den Braukessel. Eine Schwesternschaft mit besonders viel Leidenschaft fürs Bier ist in Hof zu Hause. Dort sind die Schwestern Gisela und Monika Meinel-Hansen die Chefinnen in der Familienbrauerei Georg Meinel. Frauenpower im Doppelpack ist auch in Gräfenberg angesagt: Hier gehen in der Brauerei Friedmann Mutter Sigi und Tochter Barbara gemeinsam ans Werk.

Braumeisterinnen im Meinel Bräu (Hof/Fichtelgebirge)

Von Craftbieren und Kreativität

Frankens junge Braugeneration reizt die Möglichkeiten des "Bayerischen Reinheitsgebots" voll aus und experimentiert fleißig mit Craftbieren. Diese Biersorten - wörtlich übersetzt "handwerklich gebrautes Bier" - sind die Antwort von kleinen amerikanischen Brauereien auf die führenden Industriekonzerne. Zwar kann sich in Franken niemand über zu wenig Biervielfalt und nicht vorhandenes Brau-Handwerk beklagen, dennoch hat der Trend zum Craftbier auch hier die letzten Jahre Einzug erhalten. Dass dabei Tradition und Moderne Hand in Hand gehen, ist im Bierland selbstverständlich, etwa bei Kreationen mit Rotbier, heimischen Hopfen oder rauchigen Noten.

 

Auch in mancher alteingesessener Brauerei wird in den letzten Jahren gern mal Neues ausprobiert: Die Brauerei Rittmayer aus der Fänkischen Schweiz bietet ebenso kreative Geschmackserlebnisse im Bierglas an wie die Brauerei Kundmüller aus dem Steigerwald - hier lagert das Craftbier sogar im Bourbon-Holzfass und wird in der Champagnerflasche abgefüllt. In der Rhön hingegen vereinen sich bei der Pax Bräu in Oberelsbach verschiedene Einflüsse zu immer neuen, kreativen Biererlebnissen.

 

Pax Bräu (Rhön)
Header-Bild © FrankenTourismus / Holger Leue